Der Lebenslauf, auch curriculum vitae genannt, ist der Dreh- und Angelpunkt deiner Bewerbung. Zu einer Bewerbung für eine Lehrstelle gehören neben dem Lebenslauf auch das Bewerbungsschreiben und Zeugnisse. Manche Lehrbetriebe verlangen zudem ein Motivationsschreiben oder bestehen auf ein Bewerbungsfoto.
Im Lebenslauf präsentierst du dich dem Lehrbetrieb auf 1 bis 2 Seiten. Dort beschreibst du kurz und knapp, was du bisher in deiner schulischen / beruflichen Laufbahn erreicht hast, woher du kommst und was du kannst. Der Lebenslauf wird am Computer geschrieben, ist tabellarisch aufgebaut und durch Absätze und Überschriften strukturiert.
Es geht nicht um den perfekten Lebenslauf, denn wer ist schon perfekt? Es geht um dich! Wer bist du, was hast du bisher schon erreicht, was sind deine Kenntnisse, Fähigkeiten, Hobbys?
Du siehst schon, es kann keinen perfekten Lebenslauf geben, denn so individuell das Leben ist, so individuell ist auch jeder Lebenslauf. Wir geben dir aber Tipps und Vorlagen an die Hand, damit das Layout und die Struktur stimmig sind und du gleich starten kannst.
Nutze die Beispiele zur Inspiration. Die Lebenslauf-Vorlage kannst du dir herunterladen und individuell anpassen.
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In den folgenden 9 Schritten führen wir dich step by step zu deinem persönlichen Lebenslauf.
1. Kopfzeile & Überschrift
In die Kopfzeile schreibst du deine Kontaktdaten, so dass dich der Lehrbetrieb, bei dem du dich um eine Lehrstelle bewirbst, leicht kontaktieren kann. Sie könnte so aussehen:
Danach schreibst du mittig (zentriert) das Wort „Lebenslauf“ und hebst es z.B. durch Fettschrift hervor: Lebenslauf, Lebenslauf, LEBENSLAUF.
2. Persönliche Daten
Die Ratgeber sind sich weitestgehend einig, dass folgende Angaben in den Lebenslauf gehören: Name, Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Geburtsdatum und -ort. Wenn du bereits Kinder hast oder verheiratet bist, dann gibst du deinen Familienstand und deine Kinder an, ansonsten kannst du es weglassen. Gib bei deiner Staatsangehörigkeit bzw. Nationalität an, woher du kommst: Bsp. Nationalität: Österreich. Bei der Frage nach den Namen und Berufen der Eltern und den Angaben zu Geschwistern gibt es verschiedene Positionen.
Name der Eltern im Lebenslauf: ja oder nein?
Pro: Bei minderjährigen Lehrlingen können die Namen der Eltern gleich dem Lebenslauf entnommen werden und der Lehrvertrag kann schneller ausgefüllt werden, da die Eltern den Vertrag unterschreiben müssen.
Contra: Der Bewerber bewirbt sich mit seinem Namen und nicht mit dem Namen seiner Eltern. Bewerber, deren Eltern beispielsweise geschieden sind und daher verschiedene Nachnamen haben, könnten benachteiligt werden.
Unsere Empfehlung: Aufgrund der Regelungen im Gleichbehandlungsgesetz (GIBG), die jede denkbare Benachteiligung verhindern, empfehlen wir die Namen der Eltern nicht zu nennen, da es um dich als Bewerber und nicht um deine Eltern geht.
Beruf der Eltern: ja oder nein?
Pro: Der Beruf der Eltern kann ein interessantes Detail in deiner Bewerbung sein, z.B. wenn ein Elternteil in derselben Branche tätig ist.
Contra: Wenn ein oder beide Elternteile arbeitssuchend oder als Hausfrau bzw. Hausmann daheim sind, dann könnte der Bewerber benachteiligt werden. Auch wenn ein Bewerber aus „gutem Elternhaus“ stammt, weil z.B. seine Mutter Ärztin ist und ein anderer Bewerber mit der gleichen Qualifikation angibt, dass seine Mutter Hausfrau ist, könnte dies zu einer Bevorzugung des einen bzw. zu einer Benachteiligung des anderen führen.
Unsere Empfehlung: Auch hier empfehlen wir, den Beruf der Eltern nicht anzugeben, da es um dich und deine Fähigkeiten und nicht um die deiner Eltern geht.
Angabe zu den Geschwistern: ja oder nein?
Pro: Die Angabe deiner Geschwister könnte darauf hinweisen, dass du dich durchsetzen und mit anderen zusammenarbeiten kannst.
Contra: Allerdings sind dies nur Vorurteile. Denn nicht jeder, der Geschwister hat, kann sich durchsetzen und nicht jeder, der keine Geschwister hat, arbeitet schlecht im Team. Und nicht jeder hat Geschwister.
Unsere Empfehlung: Lass deine Geschwister weg und beschreibe lieber deine Stärken wie Durchsetzungsfähigkeit oder Teamfähigkeit im Bewerbungsschreiben.
3. Foto
Seit der Einführung des Gleichbehandlungsgesetzes (GIBG) darf das Bewerbungsfoto von den Unternehmen nicht mehr verlangt werden. Du musst also nicht, aber du kannst deiner Bewerbung ein Bewerbungsfoto beifügen. Entscheidest du dich für ein Bewerbungsfoto, dann sollte es ein professionelles Foto vom Fotografen sein. Du klebst es oben rechts auf deinen Lebenslauf.
Achtung: Peinliche Partybilder, freizügige Strandbilder oder politische Kommentare: Jedes Unternehmen kennt Google, Facebook, Instagram & Co. Achte darauf, wie du dich im Internet präsentierst!
Hier beginnt der Hauptteil in deinem Lebenslauf. Der tabellarische Lebenslauf hat sich als Standard etabliert. Ein tabellarischer Lebenslauf hilft dir dabei, Struktur und Übersichtlichkeit in deinen Lebenslauf zu bringen. Tabellarisch bedeutet, du strukturierst deine Stationen zu Schule, Praktika, Kenntnisse und Fähigkeiten in Form einer zweispaltigen Tabelle ohne sichtbare Linien.
Achte darauf, dass in deinem Lebenslauf keine Lücken entstehen. Denn wenn ein Arbeitgeber sieht, dass einige Monate oder auch Jahre fehlen, wird er im Zweifel fragen, was in dieser Zeit passiert ist. Deswegen ist es besser auch unangenehme Wahrheiten, wie zum Beispiel die Wiederholung einer Schulstufe, anzugeben.
4. Schule
Du gibst an, welche schulischen Stationen du bereits absolviert hast. Du kannst diesen Teil chronologisch aufsteigend oder chronologisch absteigend gliedern. Chronologisch aufsteigend bedeutet, du beginnst mit der Volksschule und endest mit deiner zuletzt besuchten Schule bzw. deinem Schulabschluss. Dies ist die klassische Variante.
Chronologisch absteigend (anti-chronologisch) bedeutet, du schreibst als erstes hin, welche Schule du aktuell besuchst bzw. besucht hast. Dein (voraussichtlicher) Schulabschluss bzw. die Abschlussnote stehen also direkt nach deinen persönlichen Daten. Dies ist die moderne und internationale Variante.
07/2019 – voraussichtlich: Reifeprüfung mit gutem Erfolg
09/2013 bis 07/2019 – Bundesgymnasium Wolfgang Amadeus Mozart in Wien
09/2009 bis 09/2013 – Volksschule Falkenstraße in Wien
Dieser Lebenslauf ist absteigend gegliedert.
5. Praktische Erfahrungen
Du hast einen Nebenjob oder Ferialjob, warst im Ausland oder hast ein Freiwilliges Umweltjahr absolviert?
Hier gehören alle praktischen Tätigkeiten hinein, die du neben der Schule bereits gemacht hast oder noch immer machst, z.B. Praktikum, Ferialjob, Nebenjob, FSJ, Freiwilliges Umweltjahr, Zivildienst, Auslandsaufenthalte (Au-Pair, Sprachschule), …
Beschreibe in einigen Stichpunkten die Inhalte und Aufgaben deiner praktischen Erfahrungen.
10/2017 – Dreiwöchiges Schülerpraktikum bei der Haus & Hof Versicherung in Wien
Aufgaben – Mithilfe bei der Erstellung von Finanzkonzepten, Unterstützung bei Marketingaktionen zum Weltbauspartag, Erledigung anfallender Bürotätigkeiten, Bearbeiten des Posteingangs
6. Computerkenntnisse
Der Computer ist aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken und viele Lehrbetriebe setzen Computerkenntnisse voraus. Kennst du dich mit Word, Excel, PowerPoint und Outlook aus? Beherrschst du ein Grafikprogramm oder sogar eine Programmiersprache? Gib in deinem Lebenslauf unter diesem Punkt an, welche Computerkenntnisse du besitzt und schätze deine Kenntnisse ein. Je konkreter deine Angaben sind, desto besser kann dein zukünftiger Arbeitgeber dein Können beurteilen. Besonders für Bewerber auf IT-Berufe oder Bürostellen, bei denen man hauptsächlich am PC arbeitet, ist es ratsam genaue Angaben zum Kenntnisstand anzugeben.
Die gängige Skala reicht von „sehr gute Kenntnisse“ über „gute Kenntnisse“ bis hin zu „Grundkenntnisse“. „Sehr gute Kenntnisse“ hast du nur dann, wenn du dich regelmäßig mit den Programmen befasst und nahezu den gesamten Anwendungsrahmen ausnutzen kannst. Wenn du viel im Internet unterwegs bist und dich hier besonders gut auskennst, kannst du dies auch angeben. Aber auch hier reicht das Schlagwort „Internet“ nicht als Beschreibung aus. Du solltest angeben, ob du dich beispielsweise mit Social Networks auskennst, viel recherchierst oder bloggst.
MS Office – gute Kenntnisse in Word und PowerPoint
Adobe Photoshop – Grundkenntnisse
Wordpress – Betreiben eines privaten Blogs zum Thema Nähen & Schnittmuster
7. Sprachkenntnisse
Für deine Sprachkenntnisse gilt dasselbe wie für deine Computerkenntnisse: Das reine Auflisten sagt zu wenig über deinen Kenntnisstand aus. Versuche deine Sprachkenntnisse im Lebenslauf so ehrlich wie möglich anzugeben, dabei solltest du weder über- noch untertreiben. Hinweis: Manchmal wird im Bewerbungsgespräch oder Telefoninterview in eine Fremdsprache gewechselt, um zu testen, ob du diese tatsächlich so gut beherrschst, wie du es angegeben hast.
Deutsch – Muttersprache
Englisch – Verhandlungssicher (xy-Zertifikat)
Spanisch – Gute Kenntnisse
Französisch - Grundkenntnisse
Die gängige Skala geht von „Muttersprache“ über „Fließend“ bzw. „Verhandlungssicher“ hin zu „gute Kenntnisse“ und schließlich „Grundkenntnisse“.
8. Hobbys
Jetzt wird´s persönlich! Da du in der Regel noch keine Berufserfahrung hast, versucht der Personaler anhand deiner Hobbys im Lebenslauf herauszufinden, ob du möglicherweise schon einmal Verantwortung übernommen hast, ein Teamplayer bist oder Kommunikationsgeschick mitbringst. Ein Smalltalk über Hobbys wird beim Bewerbungsgespräch auch oft dazu genutzt den Einstieg etwas aufzulockern.
Stephan: „Es gab zahlreiche geeignete Bewerbungen für die eine Stelle. Ich habe mich nur dadurch von den anderen Bewerber abgehoben, weil ich als Hobby meine Mitgliedschaft im Kabarett angegeben hatte. Der Personaler ist ein Karnevalfan und hat mich daher eingeladen. Ich habe den Job bekommen und durfte im Folgejahr die Büttenrede halten. Ohne mein Hobby wäre ich nur einer von vielen gewesen.“
Susanne: „Ich kann mich noch sehr gut an mein letztes Vorstellungsgespräch erinnern. Ich bin Joggerin und gehe regelmäßig Laufen. Entsprechend steht in meinem Lebenslauf „Joggen“ als Hobby. Im Bewerbungsgespräch stellte sich sehr schnell heraus, dass der Vorgesetzte selbst gern und viel läuft und es ergab sich ein wunderbarer Einstieg in ein unheimlich angenehmes Gespräch. Am Ende wurde ich eingestellt, auch wenn dies vermutlich an weiteren Faktoren hing.“
In der Kürze liegt die Würze: 2-4 Hobbys bzw. Interessen sind ideal. Zu viele Hobbys im Lebenslauf erwecken den Eindruck, dass du sehr viele Verpflichtungen in deiner Freizeit hast und dich nicht genügend auf deine Lehrausbildung konzentrieren wirst.
Kannst du dich nicht entscheiden, welche Hobbys relevant sind, dann passe sie der Lehrstelle an, auf die du dich bewirbst. Pokern als Hobby bei der Bewerbung zum Bankkaufmann anzugeben, ist nicht zu empfehlen!
Mitgliedschaft im Tierschutzverein → bei Bewerbung als Tierpfleger
Organisation eines Handballturniers → bei Bewerbung als Eventmanager
Schreiben eines Blogs → bei Bewerbung als Medienfachmann
Hinweis: Hobbys sind aber kein Muss im Lebenslauf, sie runden das Bild des Bewerbers ab. Wenn du dich aber damit unwohl fühlst, deine Freizeitbeschäftigungen und Vorlieben preiszugeben, dann solltest du die Hobbys weglassen.
9. Ort, Datum und Unterschrift
Nicht vergessen: Lebenslauf unterschreiben, am besten mit einem schwarzen oder blauen Stift. Bei Online-Bewerbungen setze deine gescannte oder getippte Unterschrift unter den Lebenslauf.
Zum Schluss schreibst du den Ort sowie das aktuelle Datum auf deinen Lebenslauf. Tipp: Nutze die automatische Datumsfunktion aus dem Textverarbeitungsprogramm, um immer das aktuelle Datum automatisch einfügen zu lassen.
Achtung: Peinliche Partybilder, freizügige Strandbilder oder politische Kommentare: Jedes Unternehmen kennt Google, Facebook, Instagram & Co. Achte darauf, wie du dich im Internet präsentierst!
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